Der Glashüttengeist – Durandl

Viele Sagen und Mythen ranken sich um den Bayerischen Wald mit seiner endlosen Natur, seinen dichten Wäldern und den kalten, rauen Wintertagen.  An diesen Geschichten kann man viel über die Vergangenheit, sowie auch über Brauchtümer und Traditionen im Bayerischen Wald lernen.

Glasmachen ist eine traditionelle Handwerkskunst im Bayerischen Wald, bei der Glasmacher seit vielen Jahrhunderten mit Leib und Seele Beeindruckendes schaffen. Glas liegt ihnen im Blut.

Man sagt, die Seelen der Glasmacher sind noch heute in den Glashütten unterwegs. Die verstorbenen Glasmacher leben weiter – im Glashüttengeist Turandl oder Durandl. („Die Urahnen“ im niederbayerischen Dialekt „D’Urandl“)

Das kleine, koboldähnliche Wesen ist im Bayerischen Wald und Böhmerwald als neckischer Geist und zugleich spaßiger Geselle bekannt, der schon so manchen Glasmacher beim Schinden von Glas neckte. Er huschte durch die Glashütten und trieb so manchen Schabernack, er versteckte Werkzeuge oder zerbrach Glaswaren.
Es existieren jedoch auch Schilderungen vorwiegend aus dem Oberen Bayerischen Wald, in denen er eher als böser Geist beschrieben wird und als Symbol für Unheil, welches als Warnsignal für die Glasmacher gilt. Aus der Sagenwelt berüchtigt, ist er auch in Österreich und Teilen des Fichtelgebirges.

Man sagt, der Durandl sei ein kleiner, rundlicher Mann mit zerzausten langen, feuerroten Haaren und einer rotleuchtenden Knollennase. Sein feuerfarbenes Gewand ist zerfetzt und es hängen bunte Glasscherben daran.

 

Eine Frauenauer Sage erzählt:

In der Glashütte Eisch im Jahr 1953 fallen bei einem Gewitter um 1:00 Uhr nachts die Lichter aus. Der Schmelzer Konrad Giltner will die Ursachen für den Stromausfall auf den Grund gehen und stolpert dabei über etwas. Auf dem Boden liegt ein Haufen Lumpen. Doch der Haufen bewegt sich. Er packt Giltner am Arbeitsgewand. Wild wälzen sich die Beiden am Boden herum und balgen miteinander. Jedoch kann der Schmelzer, dem undefinierbaren Wesen ein Büschel stinkender Haare ausreißen, woraufhin es ihm durch einen Türspalt entwischt und nicht mehr zu sehen war. In dieser Nacht lief noch so einiges schief. Eine weiße Glasmenge wird ohne Farbzusatz zu einem auffällig schönen Grün. Das Glas ließ sich trotz bewährter Gegenmittel nur in Blau verwandeln. Erst nach ein paar Tagen hat Konrad Giltner wieder weißes Glas im Hafen.

Quelle: Nacherzählt aus dem Buch „Frauenauer Sagen – Erzählen im Bayerischen Wald“ von Reinhard Haller.

Bildquelle: Alexandra Strobel