Pünktlich im Zweijahresrhythmus legt das niederbayerische Zwiesel nicht den Rathausschlüssel, sondern Zepter und Krone, die Insignien der Glaskönigin, in neue Hände. Als ebenso moderne wie traditionsbewusste Repräsentantin weiß sie das Sprichwort „Fein Glas, gut Holz sind Zwiesels Stolz“ auf Veranstaltungen im In- und Ausland zu vertreten.
Angeblich waren es Goldwäscher, die um 1250 inmitten der Gabelung (bajuwarisch „zwisl“) des Großen und Kleinen Regens ihr Lager aufschlugen. Während sich das gesuchte Edelmetall rarmachte, fanden die Siedler im natürlichen Quarzsandvorkommen und dem gerodeten Bayerwald-Holz eine berauschende Absatzmöglichkeit: Glas für Fenster und Spiegel, Glas für Rosenkränze, Glas für Knöpfe und Gefäße.
Bis heute sichert der edle Werkstoff die Lebensgrundlage von nicht weniger als 700 heimischen Handwerkern und Künstlern. Sie sind in den kleinen und großen Glashütten, Werkstätten und Studios mit dessen Fertigung und Veredelung beschäftigt. Beinahe eine Verpflichtung also, dass eine „Glasadelige“ diese erlesene Zunft vertritt. Die erste Zwieseler Glaskönigin bestieg den Thron im Jahr 2003. Seither wählt eine glaskundige Jury ihre Favoritin aus zahlreichen Bewerberinnen der Region, die sich zuvor im Rahmen einer öffentlichen Ausschreibung gemeldet haben. Verkündet wird die Entscheidung der Experten auf dem alljährlich stattfindenden Grenzlandfest.
Aktuell zeichnen sich Julia Sattler und Kristina Bernreiter für die Ämter der Glashoheiten verantwortlich. Königin Julia ist als Industriekauffrau beim größten Arbeitgeber der Stadt, der Zwiesel Kristallglas AG, auch beruflich eng mit dem Glas verbunden. Prinzessin Kristina ist als leidenschaftliche Theaterspielerin bei den „Zwieseler Dilettanten“ aktiv und bereits als Zwieseler Christkindl aufgetreten.