1989 – ein Jahr, das für immer als besonderes Kapitel in den Geschichtsbüchern stehen wird. Ausgehend von Ungarn bröckelte der Eiserne Vorhang und fiel im September schließlich ganz. Im Glasmuseum Frauenau hatte man damals ein feines Gespür für vielversprechende Entwicklungen in der Glasszene – und wie es im Rückblick erscheint auch für politische Tendenzen, denn im Mai 1989 wurde die Ausstellung „Glaskunst aus Ungarn“ eröffnet. 15 Künstler präsentierten ihre Werke. 31 Jahre später ist Ungarns Glasszene wieder zu Gast im Glasmuseum Frauenau. Dieses Mal sind es 44 Glaskünstler, die mit ihren Arbeiten einen Einblick in die ebenso vielgestaltige wie dynamische ungarische Glaswelt geben.
Die Ausstellung bringt Künstler aus drei Generationen zusammen. Diejenigen, die 1989 die Gelegenheit bekamen, sich als junge talentierte Künstler vorzustellen, sind inzwischen international anerkannte Glaskünstler und haben mehrere Generationen von Künstlern ausgebildet und auf ihrem Weg begleitet. Die jüngeren Vertreter zeichnen sich durch neue Themen, eine bemerkenswerte Experimentierfreudigkeit und eine klare Formgebung aus. Allen gemeinsam ist ihnen die Liebe zum Glas.
Zoltán Bohus (1941-2017) und Mária Lugossy (1950-2012) gehörten zu den Pionieren der ungarischen Glaskunst. Sie waren maßgeblich am Gelingen der Ausstellung im Jahr 1989 beteiligt. Ein eigener Bereich in der Ausstellung ist ihnen und ihren Objekten gewidmet.
Im „Kabinett“, dem kleinen Ausstellungsraum des Glasmuseums, geht es von der Gegenwart zurück in die Vergangenheit. Im Mittelpunkt steht hier die Künstlerin Betty Heldrich (1869-1958). Geboren und aufgewachsen in Zwiesel entwickelte sich Betty Heldrich in München zu einer angesehenen Künstlerin. Dort macht sie sich als Malerin, Zeichnerin und Illustratorin einen Namen. Für die Glashüttenwerke Buchenau entwarf sie in der Zeit um 1900 zahlreiche Dekore für Jugendstilgläser und trug damit zum internationalen Erfolg der Glashütte bei. Die kleine aber feine Ausstellung stellt Betty Heldrich und ihr vielseitiges Schaffen anhand seltener Werke dar. Porträts, darunter zwei Selbstporträts, Landschaften und Stillleben sind zu sehen. Außergewöhnlich ist mit über 50 Stück die hohe Zahl an Gläsern mit Heldrich-Dekoren, die zuvor noch nie in solcher Dichte präsentiert wurden. Sämtliche Exponate stammen aus der Sammlung von Franz Baumann aus Schwabmünchen, den getrost als den modernen (Wieder-)Entdecker von Betty Heldrich bezeichnen kann.
Glasmuseum Frauenau
Staatliches Museum zur Geschichte der Glaskultur
Am Museumspark 1
94258 Frauenau
www.glasmuseum-frauenau.de